LISA UND DER ACONCAGUA: AMS und HAPE


Teil sechs der Serie „Lisa und der Aconcagua“.

Es wird Zeit, an dieser Stelle ein paar Worte zur akuten Höhenkrankheit (Acute Mountain Sickness, AMS) und zum Höhenlungenödem (High Altitude Pneumonial Edema, HAPE) zu sagen. Warum? Weil AMS ab einer gewissen Höhe fast jeden auf unterschiedliche Weise und Ausprägung betrifft. Und weil HAPE bei 2 von unseren Teilnehmern eine Helikopter Evakuation nötig gemacht hat. Aber von vorne….

AMS: Symptome ab 2500m

AMS umfasst eine Vielzahl von Symptomen, die bereits ab einer Höhe von 2.500m auftreten können. Dazu gehören u. a. Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, leichter Schwindel, Übelkeit. Die Symptome treten häufig innerhalb von 6 – 48 Stunden nach dem Aufstieg auf.

Bis Camp 2 hatte ich persönlich keine Schwierigkeiten mit der Höhe. Ich war phasenweise sehr müde und hatte Schlafproblemen, die zwar auch an der Höhe aber wahrscheinlich eher an den sonstigen Umständen (Kälte, Schlafmatte verrutscht, starker Wind und häufiger Harndrang) gelegen haben. Aber am Rest Day in Camp 2 haben mich dann den ganzen Tag schlimme Kopfschmerzen geplagt, was dann nur hilft – sehr viel trinken und alles wie in Zeitlupe machen. An AMS stirbt man nicht, auch wenn es teilweise sehr unangenehm ist. Dennoch sollte gesagt sein: AMS zeigt, dass der Akklimatisierungsprozess nicht reibungslos verläuft. Ein Teamkollege hat aufgrund von AMS im Abstieg von Camp 1 nach der 1. Rotation fast kontinuierlich gebrochen. Ein anderer konnte aufgrund von Schwindel nicht mehr vernünftig laufen und ist mehrfach im Schnee gestürzt.

HAPE ist eine andere Nummer

HAPE dagegen ist eine andere Nummer. Unbehandelt kann es zum Tod führen. In der Höhe kann keine Heilung erfolgen, auch wenn man mit Sauerstoff und verschiedenen Medikamenten eine Verschlimmerung kurzfristig aufhalten kann – HAPE macht daher immer einen Abstieg notwendig. Meist gehen dem HAPE schon Anzeichen der AMS voraus. HAPE wird dadurch verursacht, dass sich aufgrund der Höhe die Blutgefäße in der Lunge zusammenziehen und sich so der Druck in den Gefäßen erhöht. Dadurch tritt Flüssigkeit in die Lunge aus. Die Symptome von HAPE sind daher u. a. Luftnot, rasselnde Lungengeräusche, Husten und Blaufärbung der Haut.

Im Base Camp hatten bereits mehrere Teilnehmer einen leichten Husten, was nicht ungewöhnlich ist, da die Luft hier sehr trocken ist. Aber bei einem kamen dann an Tag 7 die gefürchteten Rasselgeräusche dazu. Für eine Evakuierung war es an dem Tag bereits zu spät, sodass er unter Beobachtung des Camp Arztes und Gabi die Nacht noch am Berg verbracht hat, zum Glück ohne Verschlechterung. Am Morgen haben wir uns alle verabschiedet und gegen 8.30 kam der Heli und hat ihn zurück nach Penitentes gebracht – was für ein abruptes Ende. Wie wir im Laufe des Tages erfahren haben, hatte es auch 3 Mitglieder der schwedischen Expedition getroffen, alle 3 mussten ebenfalls ausgeflogen werden. Der Rest Day im Base Camp an diesem Tag hat uns alle etwas nachdenklich gemacht. Zumal eine Helikopter Evakuierung bereits ab dem nächsten Camp aufgrund stärkerer Winde nicht mehr möglich wäre. Was wenn es einen da treffen würde?

Von 90 auf 66 Prozent

Am nächsten Tag gab es dann für alle nochmal einen Medical Check und danach ging es ins Camp 1 – von hier aus sollte es auch nicht mehr zurück ins Base Camp gehen. Der Tag war extrem anstrengend und abends wurde bei allen nochmal der Sauerstoff gemessen – war mein Sauerstoffgehalt morgens im Base Camp noch bei knapp 90% gewesen, so lag er jetzt bei 66%. Der zweitschlechteste Wert im Team. Nur getoppt durch einen Kollegen, der beim Abendessen apathisch wirkte und eine grau/blaue Gesichtsfarbe hatte – Ox von 58%. Während die Guides die Situation gut managten, wurden wir anderen nervös. Die Nacht hat unser Teamkollege dann bei Gabi verbracht, am nächsten Morgen stand aber fest – auch für ihn hieß es, Abschied zu nehmen und abzusteigen. In seiner Lunge konnte man Flüssigkeit hören und trotz Sauerstoffflasche war sein Zustand nur geringfügig besser als am Abend zu vor.

2 Guides haben ihn dann zurück ins Base Camp begleitet, wir warteten in Camp 1, da wir mit nur einem Guide nicht weiter aufsteigen konnten, um unsere Vorräte höher zu tragen. Abends fragt Lise: Meinst du wir verlieren jetzt jeden Tag einen?

Wir haben noch einen weiteren Kollegen „verloren“, aber dazu später mehr.

Bisher erschienen

LISA UND DER ACONCAGUA: DIE HIGH CAMPS (5)

LISA UND DER ACONCAGUA: HYGIENE AM BERG (4)

LISA UND DER ACONCAGUA: DAS TEAM UND DIE TARANTELN (3)

LISA UND DER ACONCAGUA: DIE VORBEREITUNG UND DIE AUSRÜSTUNG (2)

LISA ERNEUT „ON TOUR“ (1)

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