Lisa erneut „on Tour“


Schon einmal ist sie hoch hinauf, nun folgte ein zweiter Streich. Lisa Femers hat es also wieder getan. Sie hat ihre sieben Sache gepackt und ist auf einen Berg gestiegen. Nicht irgendein Berg, nicht so einer, wie wir ihn hier vorfinden. Nein, auf den Aconcagua. 6.962m hoch, höchster Berg Südamerikas und damit zweithöchster der „Seven Summits“ sowie höchster Berg außerhalb Asiens. Nun nimmt sie uns mit auf ihre spannende Reise inkl. der Vor- und Nachbereitung. Wir haben ihren Reisebericht in neun Teile gesplittet, die nun in der Folge immer mittwochs erscheinen werden. Habt viel Spaß beim Lesen.

Von der Liebe zu den Bergen

Meine Mutter und mein Vater sagen beide, sie wissen nicht, woher meine Liebe zu den Bergen kommt. Ich kann es mir nur so herleiten: Als ich zwischen 10 und 14 Jahren alt war, sollte ich zwei Mal mit der Kirchengemeinde ins Sommerferienlager nach Österreich fahren. Wer mich kennt weiß – solche Veranstaltungen sind schon immer Gift für meine sozialen Batterien gewesen. Das für mich einzig „Positive“ innerhalb dieser 2 Wochen war, dass der Leiter immer eine freiwillige Hüttentour mit einer Übernachtung angeboten hat. Da ist man dann einen Tag hochgewandert und am nächsten Tag wieder runter. Da hatten die allermeisten Kinder keine Lust drauf – also PERFEKT für mich! 2 Tage Ruhe in einer kleinen Gruppe, nur laufen, keine Spielchen, man muss nicht nachdenken oder reden, aber man kann…. Das habe ich seither immer mit Wandern verbunden und in meinen 20ern viel Urlaub in Österreich verbracht.

Tag 12 bei ihrem Trip von vor ein paar Jahren: Im Hintergrund ist die nächste Tagesetappe Richtung Chhukung zu sehen

Meine Gastschwester und ich haben uns dann beide 2015 im Kino in Everest schockverliebt! Dieser Berg, dieses Panorama…. Sie hat es 2017 im Rahmen ihrer zweiten Weltreise nach Nepal verschlagen und ich bin ihr 2018 gefolgt – 23 Tage Himalaya, Everest Base Camp, 3 hohe Pässe, hochalpines nicht-technisches Trekking (hier gehts zum Bericht von damals). Die Tour war auf viele Weisen lebensverändernd für mich und bleibt bis heute eine meiner besten Erinnerungen. Noch Monate nach der Tour haben mich die Gedanken daran wie in einen Rausch versetzt – und was macht man dann als „Junkie“? Man überlegt sich neue Ziele.

Zuerst dachte ich – einen ganzen 8.000er werde ich nie schaffen. Aber ich könnte mir vielleicht die 13 anderen Base Camps der 8.000er angucken? Irgendwie hat mich das aber nicht überzeugt. Dann vielleicht die 7 Summits (die jeweils höchsten Gipfel aller Kontinente)? Da gehört aber eben auch Everest dazu mit 8.848m (zu hoch), Denali (viel zu kalt) und Mt. Vinson (viel zu teuer). Aconcagua…. 6.962m hoch, höchster Berg Südamerikas und damit zweithöchster der 7, sowie höchster Berg außerhalb Asiens. Und damit stand es für mich einfach fest. Der nächste hohe Berg wird der Aconcagua. Corona hat es 2020 nicht zugelassen und in 2021/2022 kollidierte die Besteigungssaison mit meinen Klausurenphasen der Wintersemester. 

Im Sommer 2023 habe ich mich dann entschieden…

Das Vorhaben

Von Anfang an waren mir 2 Sachen wichtig – ich wollte einen seriösen lokalen Anbieter finden für eine geführte Tour. Und es sollte ein Programm sein, was ausreichend Zeit für eine gute Akklimatisation beinhaltet. Das war mir wichtig, da es schlichtweg keine Möglichkeiten gibt, sich am Niederrhein auf die Höhe vorzubereiten. Mit Inka Expediciones habe ich recht schnell eine gut etablierte argentinische Organisation gefunden, der Austausch war immer freundlich und schnell. Ich habe mich nach verschiedenen Gesprächen für die 360 Grad Tour entschieden, hier ein paar Daten/Fakten:

  • Bis zu 12 Teilnehmer, bei einem Schlüssel von 1 Guide zu 4 Teilnehmern
  • 19 Tage Tour (inkl. 2 Reservetage um schlechtes Wetter am Summit Day kompensieren zu können)
  • Expeditionsstil: Komplett im Zelt, Verpflegung durch die Guides, Maultiere bis/von den Base Camps für das komplette persönliche Equipment, Porter für den Transport der Zelte und Kochgeschirr zu den 3 High Camps (oberhalb der Base Camps), eigenständiges Tragen des persönlichen Equipments zu den High Camps
  • 360 Grad deshalb, weil vom Eingang des Nationalparks in Penitentes die Tour zunächst auf der Ostseite beginnt durch das Valley de Vacas bis zum Base Camp Plaza de Argentina. Die High Camps 1 und 2 auf dieser Seite gehörten ursprünglich zur Guanako-Route. Das High Camp 3 (Cholera) liegt dann auf 6.000m auf der Normalroute. Von hier aus startet der Summit Push und endet auch wieder im High Camp 3 (Cholera). Der Abstieg erfolgt dann auf der Westseite runter zum etwas größeren Base Camp Plaza de Mulas. Danach führen am letzten Tag knapp 30 km durch das Horcones Valley wieder zurück nach Penitentes. Vorteil der Route: Etwas abwechslungsreicher, weil es ein Rundkurs ist. Und mehr Sonnenstunden als auf der Normalroute im Westen.

Das Höhenprofil zeigt, dass darauf geachtet wird, dass keine zu großen Sprünge hinsichtlich der Höhe an den einzelnen aufeinanderfolgenden Tagen vorliegt. Zu den High Camps 1 und 2 wird jeweils an einem Tag schon ein Teil hochgetragen. In den Folgetagen wird dann aufgestiegen und das restliche Equipment mitgenommen.

Verschiedene Upgrades sind möglich, z. B. ein persönlicher Porter für den Transport der gesamten persönlichen Ausrüstung in die High Camps. Habe ich mich aus Stolz (falschem Stolz ?!) gegen entschieden. Oder Einzelzelte statt Doppelzelte – ich hatte aber mit Lise eine ganz tolle Zeltpartnerin mit der ich mich Rücken an Rücken warmgekuschelt habe, wenn nichts mehr ging. Und die unseren Guide Gabriel (Gabi) geholt hat, wenn mir meine schlechte Verfassung Angst gemacht hat (dazu natürlich später mehr).

Ein paar Kosten:

1500 Euro Flug

4250 Euro Expedition

760 Euro Besteigungspermit

+ Versicherung

+ Trinkgelder

Fortsetzung folgt…