Nepal – dort ist das Dach der Welt, hier stehen die höchsten Berge unserer Erde. Seidenraupe Lisa Hahn hat das Land kürzlich bereist und nimmt uns mit ihrem Reisebericht auf eine spannenden Ausflug mit. Insgesamt gibt es elf Teile, die immer mittwochs online gehen. Hier nun Teil sechs.

Teil 6: Die Luft wird dünner
Namche liegt auf 3.550 m, eine Höhe, die ich in der Woche zuvor schon einmal erreicht habe, bei der Überquerung des Lamjura Passes mit Glenn und den British Army boys. Heute wird mir nicht mehr übel, als ich oben ankomme, aber man kommt hier deutlich schneller außer Atem als das bisher der Fall war.

Namche ist der Hotspot der Region, kein Dorf, sondern eine Stadt. Es gibt hier alles. Ruan und ich kaufen Süßigkeiten und Medikamente. Und noch mehr Süßigkeiten. In einem kleinen Café gibt es neben sämtlichen Kaffeespezialitäten und Kuchen auch WIFI. Jacinda, eine Australierin Mitte 30, die alleine mit Ongcchus Bruder als Guide unterwegs ist, schließt sich uns für die Tour am nächsten Tag um Namche herum an. Zur besseren Akklimatisierung bleiben wir eine zusätzliche (geplante) Nacht in Namche.

Danach geht es weiter. Wir laufen um die Ama Dablam, herum immer weiter hinein in den Himalaya. Die nächsten zwei Tage stell ich fest, dass Nepali flat ein dehnbarer Begriff ist und offensichtlich von Tag zu Tag steiler wird. Ab 4.000 m Höhe wächst kein Baum mehr, ab 4.700 m werden auch keine Büsche mehr wachsen.

Es wird jetzt von Tag zu Tag kälter, nachts ist es -8 Grad, tagsüber nicht wärmer als 1 – 2 Grad. Die Lodges sind innen auch nicht wärmer, sie halten lediglich den Wind ab. Ich stelle um von der mitteldicken Daunenjacke auf die dicke Daunenjacke, und hoffe, dass es nicht noch sehr viel kälter wird.

In Dingboche legen wir einen weiteren (ungeplanten) Akklimatisierungstag ein, da wir langsam alle (ich am Tag zuvor am deutlichsten) merken, dass die Luft immer dünner wird. Noch bin ich bei ca. 90 % Sauerstoffsättigung und einer Herzfrequenz von 90 in Ruhe.

Ich versuche wach zu bleiben nachmittags, da das bei der Akklimatisierung helfen soll und ich nehme eine letzte warme Dusche. Bis zu meiner Rückkehr nach Kathmandu werde ich nicht mehr duschen gehen. Weiter oben wird es kein fließendes Wasser mehr geben, ganz zu schweigen von warmem Wasser. Es fällt mir immer schwerer zu essen, auch Jacinda bekommt teilweise nichts oder nur sehr wenig von den Mahlzeiten runter. Ruan füttert uns mit seinen Süßigkeiten.
