Was sich sonst als futzelig und klein anhört, entpuppte sich am Wochenende doch als ernstzunehmende Location für ausgedehnte – und vor allem schöne – Trailrunden: Das Siebengebirge unweit von Bonn. Das Trail-Magazin hatte in Zusammenarbeit mit Thr33ky zum Revier-Guide geladen. Rund 200 Laufbegeisterte folgten und lernten die Gegend rund um Königswinter, Drachenfels und Petersberg kennen. Schön war es, nur das Wetter spielte nicht ganz so mit, wie wir wollten. Aber was will man auch im April erwarten.
Der Samstag
Egal: Der Samstag ging gemächlich los. Die Keepers-Of-The-Trail-Guides aus dem Eichhörnchenbau hatten eine 20km-Runde mit knapp 900 Höhenmeter vorausgesagt. Auch wenn es am Ende 26 Kilometer wurden, hatten wir Spaß satt. Los ging es am Gut Buschof und direkt in den Wald hinein. Nach keinen zwei Kilometern war ich bereits aus der Puste: Asthmaspray vergessen, VERY BIG FAIL, denn ich merkte deutlich, dass meine Lunge wie zugeschnürt auf die Anstrengung reagierte. Das Gefühl stellte sich auch leider nicht ein, sondern sollte den ganzen Nachmittag über so bleiben. Was für eine Scheiße.
Aber was solls, jetzt schon aus dem Lauf gehen, wäre an Peinlichkeit ja nicht zu überbieten gewesen…und vor allem: Bei KM2 hatten wir schon den höchsten Punkt des ganzen Tages erreicht (sagt mir zumindest Runtastic), was sollte jetzt also noch kommen? Über saftige Wiesen und durch dichte Wälder ging es weiter Richtung Kloster Heisterbach. Verwirrte Touristen glaubten an eine Fatamorgana, als die bunte Horde aus dem Dickicht hervorpreschte, die beschauliche Atmosphäre für eine kurze Zeit störte und genauso schnell verschwunden war, wie sie erschien. Recht bald erreichten wir dann den Rheinsteigwanderweg, der vielen Läufern vom Rex bekannt sein dürfte. Erinnerungen an meine Bundeswehrzeit wurden wach, als wir die Langemarkstraße kreuzten (https://de.wikipedia.org/wiki/Alarmposten). Nach vielen, fast zu vielen Pausen, kehrte der Tross schließlich um. Schon da wurde den meisten klar, dass die anvisierten 20km wohl überschritten werden würden, aber die traumhafte Aussicht, die sich immer wieder über das Rheintal oder andere Ecken bot, entschädigten für diesen kleinen Lapsus. Wichtig war, dass am Ende alle gesund und munter wieder ankamen.
Den Abend gestaltete ich sehr harmonisch im nahen Bensberg bei Niki und Nici. Bei Steak vom heißen Stein und ausreichend Gerstensaft ließen wir den Tag schön ausklingen.
Der Sonntag
Am nächsten Tag klingelte der Wecker bereits um 8 Uhr, schließlich sollte der Start um 10 erfolgen. Das prognostizierte Sauwetter hatte sich glücklicherweise noch nicht eingestellt, auch wenn es saukalt war. Diesmal konnten die Läufer zwischen drei Routen wählen: 27 (und 300HM mehr), 25 und 20 Kilometer. Optimistisch schloss ich mich der 27er-Gruppe an, doch auch jetzt merkte ich recht bald, dass meine Lunge nicht mitspielen wollte, auch wenn es nicht so extrem wie am Vortag war. Da die Jungs in dieser Gruppe aber auch sehr schnell an die Sache herangingen, ließ ich mich kurz fallen und schloss mich der 25er-Gruppe an. Hatten wir uns am Vortag eher in nördliche Richtung bewegt, war es nun der Süden, oder vielmehr das Herzstück des Siebengebirges, das es zu entdecken galt. Zwischen Nonnenstromberg und Petersberg hindurch war das erste Zwischenziel der berühmte Drachenfels, den wir nach rund zwölf Kilometern erreichten. Zu dem Zeitpunkt waren wir zumindest warm gelaufen, so dass es der leichte Schneefall oder der Graupel uns nichts anhaben konnte. Vorbei am Rhöndorfer Waldfriedhof (Halle Konrad Adenauer) begann nun leider die grausamste Stelle des ganzen Tages: einem Bachlauf folgend kletterten wir uns nach oben – das berühmtberüchtigte Tretschbachtal. Für einen Flachlandtiroler kein Zuckerschlecken, vor allem, wenn es das erste Mal in diesem Jahr so etwas wie Höhenmeter zu bewältigen galt. Von 150 Meter ging es auf knapp 400 – eigentlich ein Witz – aber doch recht heftig. Recht fertig bekam ich oben auch nicht mit, dass wir die Löwenburg, der zweithöchste Berg im Siebengebirge, erreicht hatten. Es folgten Trenkenberg, Lohrberg und Margaretenhöhe, es der Ölberg auf uns wartete. Immerhin der höchste Gipfel in der Region, wenn auch nur 460 Meter hoch, aber mit einer tollen Aussicht. Von oben hieß es dann eigentlich nur noch ballern, denn das Ziel war nah.
Ein herzlicher Dank geht an die Organisatoren der beiden Runden. Das hat Spaß gemacht und war ein guter Einstieg in die Vorbereitung Richtung Zugspitz-Marathon. Danke auch an Clemens Niedenthal für einen großen Teil der Fotos (Respekt, dass du die dicke Cam immer mitschleppst).