Serie, Teil 2: Johann Christoph Friedrich GutsMuths – der Mann, der dem Rennsteiglauf seinen Namen gab


Der GutsMuths-Rennsteiglauf gilt als größter Crosslauf Europas. In diesem Jahr ist Seidenraupe Manu erstmals dabei. 73,9 Kilometer sind am Samstag, 26. Mai, zu absolvieren. In einer kleinen Serie widmen wir uns diesem fast schon mystischen Event in Thüringen, heute seinem Namensgeber.

J-C-F-GutsMuths
Lithographie von Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759-1839) Pädagoge und Mitbegründer des Turnens. Quelle: Wikipedia

Johann Christoph Friedrich GutsMuths gilt als erster idealer Sportpädagoge, da er selbst unterrichtete und gleichzeitig schreibend darüber reflektierte – und zwar weit vor unserer Zeit. GutsMuths wurde am 9. August 1759 in Quedlinburg geboren und galt schon früh als pfiffiges Kerlchen. Schon zu Gymnasial-Schulzeiten war er als Hauslehrer angestellt und beschäftigte sich mit Fragen der Pädagogik. Mit 20 erhielt er ein Stipendium, es verschlug ihn an die „erste moderne Universität“ Deutschlands in Halle an der Saale, wo er drei Jahre neben Theologie auch Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte studierte. Nebenbei besuchte er Pädagogikvorlesungen und lernte Französisch, Italienisch und Englisch. 1784  ging er zur neueröffneten Erziehungsanstalt  Schnepfenthal (liegt etwas weiter nördlich als der Rennsteig). GutsMuths wurde 1785 feierlich in sein Amt gehoben und behielt es über ein halbes Jahrhundert lang. In Schnepfenthal befindet sich auch Deutschlands erster Turnplatz.

Der Methodik verpflichtet

Denn GutsMuths unterrichtete neben traditionellen Fächern auch Gymnastik, zunächst jedoch als Laie. Er entdeckte aber schnell Defizite und entwickelte diese immer weiter, vor allem im methodischen Bereich. Dabei berücksichtigte er die individuellen Voraussetzungen der Schüler und erkannte, dass eine sorgsame Abstufung des Übungsprozesses erforderlich war. „Er schuf damit einen jugendgemäßen, methodisch gestuften Unterricht nach dem Grundsatz der kontrollierten Leistungssteigerung. Auf die Entwicklung der Leibesübungen übte er weltweit einen starken Einfluss aus, indem er die erste systematische, pädagogisch begründete Leibeserziehung entwickelte“ heißt es bei Wikipedia.

Ein Patriot durch und durch

Bei allem Jubel darf allerdings nicht vergessen werden, dass er als deutscher Patriot der preußischen Regierung die allgemeine Einführung von Gymnastik- und Turnunterricht auch als eine Maßnahme der Wehrertüchtigung empfahl. In seinem Werk Turnbuch für die Söhne des Vaterlandes hob er seine Gymnastik in ein vaterländisch-soldatisches Turnen zugunsten der Wehrerziehung. In Gymnastik für die Jugend nahm er Übungen auf, die soldatische Gewehrgriffe und Marschübungen zeigten.

Vielen ist „Turnvater Jahn“ bekannt, er studierte bei GutsMuths 1807 in Schnepfenthal Leibesübungen. Auch die Leibeserzieher Franz Nachtegall und Per Henrik Ling hat er wesentlich beeinflusst. Kaum bekannt: GutsMuths beschrieb als erster die Baseball-Regeln. In ganz Deutschland finden sich Straßen, Wege und Plätze, die nach ihm benannt sind, ebenso wie Stadien und Turnhallen. Die höchste staatliche Auszeichnung der DDR für wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Sportwissenschaft und Sportmedizin, der GutsMuths-Preis, wurde ebenfalls nach ihm benannt – und eben auch der Rennsteiglauf.

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