Seidenraupen Manuel Kölker hat beim 8. Saaletal-Marathon den vierten Platz (Zweiter in der M35) erreicht. Nach 3:15:39h überquerte er nach 42,195 Kilometern und etwas mehr als 500 Höhenmetern schlechtgelaunt die Ziellinie in Ramstahl. Schlechtgelaunt deswegen, weil er lange Zeit hinter dem späteren Sieger Markus-Kristan Siegler (2:50:21h) auf dem zweiten Platz gelegen hatte. Erst auf den letzten Kilometern wurde er noch auf den undankbaren vierten Platz durchgereicht. Eine Folge eines unerklärlichen Einbruchs in der zweiten Hälfte des Marathons – und das, obwohl Hälfte eins als die deutlich anspruchsvollere gilt. Der Versuch einer Erklärung.

Vorneweg – ich habe keine wirkliche. Die Frage nach dem WARUM habe ich mir lange gestellt, ohne eine Antwort zu finden. Ich weiß nicht, wieso es mir quasi mit Beginn des zweiten Teils des Laufs nicht mehr gelang, die Geschwindigkeit von vorher zu erreichen. Zwischen erster und zweiter Marathonhälfte liegen 19 Minuten Unterschied (1:28 zu 1:47h), eine gefühlte Ewigkeit. Kurioserweise erging es übrigens dem Sieger auch so, wie er mir später berichtete. Seine Begründung: Gegenwind. Aber verliert man 19 Minuten wegen Gegenwind? Eigentlich nein…

Der für mich eindeutige Knackpunkt war der Kreuzweg beim Kloster Aura: Unberechenbares Kopfsteinpflaster beim steilsten Downhill der ganzen Strecke, zum Teil Treppenstufen und leider schlecht beschildert, so dass ich zweimal stehen bleiben und nach dem Weg fragen musste. Ich weiß, keine Erklärung, danach nicht mehr auf Spur zu kommen, aber hier verlor ich ganz eindeutig die Kette.

Bis dahin war es ein tolles Rennen: Schon nach wenigen Metern hatte ich meine Begleiter für die kommenden 17 Kilometer gefunden: Zwei Läufer der TG Schweinfurt, mit denen ich mich fortan immer mal wieder in der Führungsarbeit abwechselte. Der erste Anstieg am Geißberg hatte es schon in sich. Quasi vom Start weg, drei Kilometer hoch. Ich hatte mir geschworen, bei den Anstiegen nicht auf die Uhr zu schielen, denn Bestzeit-geeignet ist der komplette Kurs nicht. Da half es auch, dass die beiden ebenfalls Ruhe bewahrten und wir uns so gemeinsam den Berg hinaufschieben konnten. Es folgten rasante Single-Trails durch dichte Wälder und ab KM10 dann auch entlang der Saale, mal auf, mal ab – so stellt man sich einen Landschafts-Marathon vor. Zuschauer dagegen so gut wie keine, mal von meinem persönlichen Fanclub (DANKE) abgesehen. Selbst in den Ortschaften, die wir durchquerten, lockte die Läuferschar keine müde Maus vor die Haustüre. Schade eigentlich, denn der Lauf war nicht nur bestens organisiert, sondern auch gut von Teilnehmern besucht. Zwar vornehmlich aus der Region, aber auch Läufer aus Sachsen, Thüringen und Hessen hatten den Weg zum TSV Ramstahl gewählt.

Bei KM17 trennte sich dann die Strecke, für die Halbmarathonis ging es zurück zum Start, für mich dagegen erneut drei Kilometer bergauf zur Ruine Aura. Auch dabei spürte ich keine Probleme, im Gegenteil, ich war überrascht, wie einfach es sich auch bergauf lief. Sollten die Einheiten auf unseren „Bergen“ tatsächlich etwas gebracht haben? Die Ruine war kurz nach KM20 passiert, und nun kam der schon erwähnte Downhill mit seinen Tücken. Eigentlich direkt im Anschluss folgte eine lange, asphaltierte Gerade, auf der ich zwar das Gefühl hatte, gut voranzukommen, doch die Zeiten stimmten nicht mehr, irgendwie hing ich ständig zehn bis 20 Sekunden hinterher. Hinzu kam ein fast drei Kilometer langer Kampf mit einem Gel, das ich einfach nicht aufbekam. Ich will nicht wissen, wie viel kleine Plastikteilchen ich bei diesem Kampf schlucken musste, fies.

Bei KM26 gab mein Fanclub noch einmal Gas, doch schon da merkte ich, dass es ein ganz harter Kampf werden sollte. Der Kopf spielte irgendwie gar nicht mehr mit, die Beine wollten nicht mehr, hinzu kam die nun leider doch sehr öde Streckenführung (zum Beispiel knapp drei Kilometer auf einer Landstraße ohne Rad- und Fußweg). Da ein DNF für mich nicht in Frage kommt, hieß es nun „beißen“. Die Route führte unspektakulär, aber stetig steigend, durch menschenleere Ortschaften, wo man hier und da Autos und Treckern ausweichen musste, die einen als Verkehrsteilnehmer nicht wirklich für voll nahmen. Bis KM 35 konnte ich den zweiten Platz behaupten, dann aber rächten sich meine mittlerweile auf einen 5er-Schnitt gesunkenen KM-Zeiten. Der Drittplatzierte lief an mir vorbei (3:09), zwei KM vor dem Ziel dann auch der Drittplatzierte (3:13). Man kann es zu dem Zeitpunkt nicht anders sagen: Ich hatte die Schnauze voll. Ein Platz auf dem Podium hätte mich meine miese Zeit noch irgendwie vergessen lassen, doch nun als Vierter zu finishen, kotzte mich mehr als an. Der zweite Platz in der M35 konnte darüber nur schwach hinwegtrösten…
Aber was soll ich sagen: Es kann es nicht mehr ändern. Mund abwischen, weiter machen. Lebbe geht weiter…