In it for the long run: Dabei sein war alles!




Grundsätzlich braucht es viel, um mich zu begeistern. Und damit meine ich weniger materielle Dinge. Wenn da aber Menschen mit Herzblut etwas anpacken, sie bis zum umfallen dafür ackern und am Ende etwas gutes dabei raus kommt, dann neige ich gerne den Kopf. Einen dieser Menschen durfte ich am Mittwoch kennenlernen: Anthony Horyna. Es war mir eine große Ehre, ihn (und seine Freundin Jule, die ich auf keinen Fall vergessen möchte) beim Projekt 19/19 auf der Etappe 18 von Wirges (vorher nur auf einem Autobahnschild mal gesehen) bis nach Bad Marienberg (bislang gänzlich unbekannt) begleiten zu dürfen. Knapp 42 Kilometer durch den Westerwald. Für eine verdammt gute Sache.

Anthony und Jule (und ich) über den Wolken. Fast.

Anthony ist Läufer. Genau genommen sogar Ultraläufer. Also so einer, der nach 42,195 Kilometern nicht aufhört, sondern erst richtig Lust bekommt und getreu dem Kahnschen Motto weiter, immer weiter rennt. Da geht es mal über Berge in Bulgarien, bei -40 Grad gen Nordkap oder eben 160 Kilometer im Kreis durch den Kurpark in Wiesbaden.

Läufer kommen bei ihren Läufen häufig auf dumme Ideen, weil sie viel Zeit haben, um nachzudenken. Sie setzen sich Sachen in den Kopf und tüfteln so lange, bis aus der puren Idee etwas Handfestes wird. Bei Anthony war es aber keine dumme Idee, sondern eine ernste – und eben unterstützenswerte. Denn Anthony läuft 1900 Kilometer durch Deutschland und macht mit diesem Kraftakt auf Depression und Suizid, und vor allem die Prävention, aufmerksam. Motto: „In it for the long run.“

Immer dem E1 entlang…

Sein Lauf begann Ende Juli am Bodensee und führt ihn bis nach Flensburg. 45 Tages-Etappen auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 , im Schnitt 43 Kilometer lang, geplantes Ende ist der 10. September, dem Welttag der Suizidprävention. „Ich kenne das Thema aus nächster Nähe und weiß, wie sehr es noch immer vernachlässigt und tabuisiert wird. Mit meinem Lauf möchte ich auch wachrütteln“, erzählte er mir während der sechs Stunden, die wir unterwegs sind. Er macht aber nicht nur aufmerksam, sondern unterstützt auch die Organisation „Freunde fürs Leben“. Sie informiert über Depression und Suizidprävention, klärt auf und hilft. Neben dem Umstand, dass Anthony Läufer sucht, die ihn auf dieser langen Reise begleiten, muss ich sagen, dass genau das mich angefixt hat – auch, weil es Menschen in meinem Umfeld gibt, die sich mit dieser Krankheit seit Jahren herumschlagen, sich mal erholen, und dann wieder von jetzt auf gleich in ein Loch zurückfallen.

„Ja, Depressionen sind eine Krankheit. Keine bloße Verstimmung, sondern ein sehr ernst zu nehmendes Problem. Wer Krebs hat, dem ist es anzusehen. Wer aber an Depressionen leidet, der kann dies verstecken. Und das tun viele, denn in unserer Gesellschaft ist es noch immer ein Tabu“, schildert Anthony.

Wir haben auf unseren 42 Kilometern viel Zeit, darüber zu quatschen, denn heute bin ich der einzige Mitläufer – wenn man von Jule absieht. Anthonys Freundin kommt uns nämlich irgendwann entgegen und läuft dann recht spontan noch 23 Kilometer mit uns mit.

Mit diesem Monstertruck sind die beiden unterwegs.

Es ist ein Wahnsinns-Ding, was die beiden rocken, nicht nur sportlich, sondern auch im Bereich der Orga. Während Anthony „nur“ läuft, kümmert sich Jule um das Organisatorische, das beim Camping-Plätze finden beginnt und beim Brötchenschmieren aufhört (Danke nochmal auch dafür). Hörte sich ein wenig so an, was wir damals beim TAR erlebt haben (nur halt an acht „popligen“ Tagen statt an 45): Henne und ich auf dem Trail, Eva am Steuer – aber nicht weniger angestrengt als wir.

Auch darüber erzählen wir: Läufe hier, Läufe da. Urlaube, Kinder, Weltanschauungen. Sehr angenehm übrigens: Es ist kein Wettlauf gegen die Uhr: Mal bleiben wir stehen und blicken auf einen See, dann quatschen wir mit dem Förster über seinen Job (aber auch eben über Anthonys Thema) und mal klettern wir auf einen Aussichtsturm. Alles easy!

Am Ende des Tages zieht Anthony ein Fazit:

Und auch ich muss sagen: Es war einfach toll. Jule und Anthony sind faszinierende Menschen, die mit einem grandiosen Projekt eine gute Sache unterstützen. Und dafür war es mir absolut wert, diese An- und Abreise auf mich zu nehmen. Übrigens ein Klacks gegenüber dem, was die beiden leisten – und natürlich ein laues Lüftchen gegenüber dem, was die Menschen durch- und mitmachen, die an Depression erkrankt sind. Ich hoffe, ihr werdet Flensburg gesund und munter erreichen. Ich werde mal den lieben Herrgott um ein paar Boosts bitten ;-), und dann klappt das schon.

Mehr Infos zum Projekt (und Spendenmöglichkeiten) gibt es hier: http://projekt1919.de/, auf Facebook gehts zu Anthony hier lang (https://www.facebook.com/profile.php?id=100003662968371, Hashtag #projekt1919) und auch auf Insta gibts Eindrücke: https://www.instagram.com/projekt1919/. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen…

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