Seltene Buschwindröschen an der SRC-Strecke – und wie die Wege durchs Bruch überhaupt entstanden


Am Rand der Strecke des Seidenraupen-Cross, an der Ecke Hölschen Dyk, Rohrammerdyk, also bei Kilometer eins und sechs (der kleinen Runde), erblühen jetzt – und nur für wenige Wochen – die seltenen Buschwindsröschen. Sie sind ein Beispiel für die Artenvielfalt im Hülser Bruch, die es noch nicht lange gibt. Ihre Geschichte hängt auch mit der Entstehung der Wege durchs Bruch, über die der SRC verläuft, zusammen.

Wenn ihr wissen wollt, wo ihr überhaupt langlauft und was sonst noch so links und rechts erblüht, lest weiter…

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Die Buschwindröschen blühen nur für kurze Zeit.

Neben dem weißblühenden Buschwindröschen, das die Wiese unter den Bergahornen in ein schönes Grün-Weiß taucht, ist auf der knapp 500 Quadratmeter großen Fläche auch das im satten Gelb stehende Scharbockskraut und der violette Gundermann zu sehen, beide jedoch seltener. Die Frühjahrsblüher nutzen die sich bietende, nur wenige Wochen lange, ökologische Nische. Weil die Bäume über ihnen noch keine oder nur kleine Blätter tragen, schnappen sie das Sonnenlicht auf, speichern mittels der Photosynthese gewonnene Energie und locken mit ihren Blüten Insekten an, die gerade erst aus der Winterstarre erwachen. Damit tragen sie entscheidend dazu bei, dass die Population sich wieder neu aufbauen kann.

Einige der Frühblüher haben heilende Kräfte

Dass das Scharbockskraut seltener auftaucht, liegt daran, dass es oft als erste Blume im Frühjahr an Wiesen und Waldrändern sowie an Gräben erblüht und seine Zeit nun schon fast wieder abgelaufen ist. Das Hahnenfußgewächs wurde früher als Reiseproviant auf Seereisen mitgenommen, da sein hoher Vitamin C-Gehalt gegen die tödliche Vitaminmangelkrankheit Skorbut half. Die Pflanze sollte allerdings nur vor der Blüte geerntet werden, da sie ansonsten giftig ist. Der Gundermann, auch Gundelrebe genannt, wird in der Volksheilkunde als Heilpflanze verwendet, ist aber für viele Tiere, darunter Pferde, giftig. Beliebt ist er dagegen bei den Hummeln. Das Buschwindröschen, ein Hahnenfußgewächs, kommt in Auwäldern wie dem Hülser Bruch und Gebüschen vor, und wächst vorwiegend auf Kalk- und Lehmböden. Die weißen Blüten öffnen sich erst bei Sonnenschein im Laufe des Tages.

„Wir müssen richtig darum kämpfen, dass diese Pflanzen hier wachsen können“, schildert Ernst Schraetz. Dass es die Fläche im Hülser Bruch überhaupt in dieser Form gibt, ist ihm und seinen Mitstreitern vom Naturschutzbund zu verdanken. Ringsherum gebe es landwirtschaftlich genutzte Flächen. Dünger und Gülle seien nicht die allerbesten Freunde der Pflanzenwelt. Viel deutlicher wird aber der Missstand ein paar Meter weiter. Dort haben Brombeersträucher fast den kompletten Boden überwuchert, Laub liegt herum, Gehölze machen sich breit. „Das ist zwar auch Natur, aber eben nicht förderlich für zum Beispiel das Buschwindröschen“, sagt der Initiator und Mitgründer des Naturschutzbundes Krefeld/Viersen. Und da genau dieses ein hohes Lichtbedürfnis im Frühjahr hat, machen sich Schraetz und Kollegen schon im Winter daran, die Fläche von den Störenfrieden zu befreien und den Frühjahrsblühern Raum zur Entfaltung zu geben.

Blüh-Spektakel dauert nur wenige Wochen

Viel Mühe für das kurze Vergnügen, denn sobald die Blätter der Bäume den kleinen krautartigen Pflanzen am Boden das Licht nehmen, ist das Spektakel schon wieder vorbei. Rund sechs Wochen blühen die Pflanzen im März und April. „Aber nur durch so eine Pflege ist es möglich, diese Arten zu erhalten“, schildert Landschaftspfleger Theo Malschützky und erinnert an eine Wiese im Forstwald, die schon bald unter dem Laub verschwand und den Frühjahrsblühern keine Heimat mehr war. Und so werden diese kleinen, aber dennoch nützlichen Pflanzen immer seltener. Das Buschwindröschen ist in Krefeld nur noch an drei Standorten anzutreffen, auch andere Pflanzen kämpfen ums Überleben.

Vor 150 Jahren war noch alles Sumpf

Die Waldwirtschaft trug enorm dazu bei, dass es im Hülser Bruch überhaupt solche Pflanzen und Bäume gibt. Sie machte aus dem Sumpfgebiet ein bewaldetes Gebiet. „Vor 150 Jahren standen hier noch keine Bäume, da war hier alles versumpft. Weder nutz- noch begehbar“, erklärt Malschützky. Dann aber wurden die sogenannten Meliorationswälle aufgeschüttet, die an vielen Stellen das Bruch bis heute prägen. Unten sammelte sich das Wasser, oben konnten Bäume wachsen. „Der Holzbedarf in dieser Zeit war enorm, also musste man zu solchen Maßnahmen greifen.“ Der Sumpf wurde bewaldet, mit ihm kamen auch weitere Pflanzen.

Und die Dyks, die Deiche. Sie bilden heute die vielen Wege, die durch das Bruch führen und auf denen Teile des Seidenraupen-Cross verlaufen. Angelegt wurden sie nach einem einfachen Maßstab: Links und rechts wurden Gräben mit jeweils einer Breite von einer preußischen Rute (3,76 Meter) gegraben, die Masse wurde in der Mitte auf dem Dyk aufgeschüttet, der ebenfalls eine Rute breit war. So war es den Waldarbeitern möglich, an die Hölzer zu gelangen und diese abzutransportieren.

Ihr habt noch mehr Lust bekommen, beim SRC2016 mitzulaufen. Dann hier entlang, zur Anmeldung.

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