Lisa in Nepal: Die Vorbereitung & Es geht los (Teil zwei)


Nepal – das ist das Dach der Welt, hier stehen die höchsten Berge unserer Erde. Lisa Hahn hat das Land kürzlich bereist und nimmt uns mit ihrem Reisebericht auf eine spannenden Ausflug mit. Insgesamt gibt es elf Teile, die immer mittwochs online gehen. Hier nun Teil zwei.

Teil 2: Die Vorbereitung

Im Juli kaufe ich erstmal Himalaya taugliche Wanderschuhe und laufe sie im Rekordsommer in den heimischen Gefilden ein. Ende August buche ich dann den Flug. Am 02.10. werde ich losfliegen, über Delhi nach Katmandu. Jetzt bleiben mir noch ca. 5 Wochen, das nötige Equipment zusammen zu kaufen/leihen. Denn so richtig Ahnung davon, was ich da machen möchte, habe ich nicht. Zumindest nicht praktisch. Ich habe die letzten 3 Jahre einiges an Büchern, Artikeln, Forenbeiträgen usw. zum Himalaya gelesen, aber bis dato blickte ich lediglich auf einige Genusstouren in den Alpen zurück – hoch wandern, runter fahren im Lift – und meine erste und letzte Übernachtung auf einer (österreichischen) Hütte lag ungefähr 16 Jahre zurück…. Es fehlte schon an den grundlegendsten Dingen.

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Aussicht vom Renjo La, Blick auf Gokyo Lake und Mount Everest (Bildmitte zwischen den Wolken)

Und so bin ich dann im September quasi „quer durch die Republik“ und bis nach Paris gefahren, um in meinem erweiterten Bekanntenkreis, die nötigen Dinge zusammen zu klauben. Einen Rucksack in Krefeld (die Tante des besten Freundes meine Bruders), einen Schlafsack in Broekhuysen (Arbeitskollegin meiner Mutter), Wanderhosen, lange Unterwäsche, einen zweiten Rucksack und Kartenmaterial in Paris (meine Gastschwester Pauline). In Köln habe ich noch einen Seiden-Inlet für den Schlafsack gekauft, in Düsseldorf Merinounterwäsche, Mütze/Stirnband und noch weitere nützliche Kleinigkeiten.

Am Ende habe ich 2 gepackte Rucksäcke vor mir stehen, jeweils 7,5 kg und schon entsprechend aufgeteilt: Den einen Rucksack werde ich in der ersten Woche von Jiri bis Lukla mitnehmen. Den zweiten Rucksack, mit den dickeren Sachen für weiter oben, lasse ich von Kathmandu nach Lukla fliegen und werde ihn da dann am 13.10. entgegen nehmen für die restliche Tour, die ich in Begleitung eines Guides, eines Porters und eines weiteren Trekkers machen werde.

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Eine von vielen Hängebrücken über den Dudh Kosi

Es geht los

Und dann ist der Tag da, an dem es losgeht. Morgens um 11.00 ab Amsterdam-Schiphol. Der Flug ist lang. So lang, dass ich mich mit jeder weiteren Stunde im Flieger frage, ob das eine gute Idee war. Aber – jetzt ist es, wie es ist, also Augen zu und durch. Ein 7-Stunden-Layover in Delhi raubt mir die letzte Energie, ich will nur noch irgendwo liegen und schlafen. Dann geht es weiter Richtung Kathmandu. Ich sitze auf der falschen (rechten) Seite im Flieger, ich schaue nach Süden. Der Himalaya liegt auf der linken Seite. Als ich zum Klo gehe, schaue ich links durch eines der Fenster und der Anblick ist ÜBERWÄLTIGEND. Hier wollte ich hin, alles ist gut.

In Kathmandu liege ich dann erstmal flach. Ich habe mir im Flieger eine Erkältung eingefangen und plötzlich kriege ich Panik, ob die Tour klappen wird oder jetzt an einem blöden Schnupfen alles scheitert. Es ist Mittwochmittag. Freitagmorgen um 5.30 will ich im Bus nach Jiri sitzen. Ich schlafe bis Mittwochabend, dann gehe ich raus und treffe mich zum Abendessen mit Eva, einem Mädchen aus Den Haag, das ich im Flieger von Delhi nach Kathmandu kennengelernt habe. Um 20.00 liege ich wieder im Bett, bis Donnerstagmittag um 16.00. Dann raffe ich mich auf und bringe meinen zweiten Rucksack zum Office der Organisation, damit der Guide ihn im Flieger mitnehmen kann nach Lukla. Danach esse ich noch was in Thamel, dem Zentrum von Kathmandu und geh wieder zurück ins Bett. Pünktlich um 4.00 am Freitagmorgen werde ich von alleine wach – und fühle mich super.

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Aufstieg nach Tengoche, rechts die Ama Dablam

Ich packe und laufe durch ein fast ausgestorbenes Kathmandu zum Busbahnhof. Dort angekommen trifft mich der Schock. Zu viele Menschen, zu viele Busse und nicht einen Hauch von einer Idee, welcher davon nach Jiri fährt. Ich hab noch 20 Minuten den richtigen Bus zu finden. Ich gebe mir einen Ruck und laufe durch die Menschenmenge und rufe laut (und zunehmend verzweifelter): „JIRI. JIRI. JIRI….“ Plötzlich steht ein Mann vor mir und spricht mit mir auf Nepali. Er will, dass ich mit ihm mitgehe. Er redet und gestikuliert. Ich überlege kurz: Wie alle Asiaten ist er einen Kopf kleiner als ich…. Ach komm, ich riskier’s, was kann schon passieren? Ich folge ihm eine Weile durch das Gedrängel ohne erkennen zu können, wo wir hinlaufen. Dann  stehen wir vor einem Bus und er lächelt und sagt: „Jiri.“

Vor mir liegen jetzt 14 Stunden Fahrt. Ich bin die einzige Ausländerin, ansonsten nur locals. Und Hühner. Und Ziegen. Das Radio spielt Musik, wie man sie aus Bollywood Filmen kennt…. Das wird ein harter Tag werden.

Ich komme abends in Bhandar (in der Nähe von Jiri) an, mein älterer nepalesischer Sitznachbar aus dem Bus bringt mich zur ersten Lodge im Ort. Ich bringe meine Sachen auf das Zimmer, bestelle Essen. Beim Anblick und Geruch des vorhandenen Plumpsklos beschließe ich, dass es noch nicht so dringend ist. Danach schlafe ich erstaunlich gut in meinem Seiden-Schlafsack und ein paar Decken aus der Lodge (in denen, nach deren Anblick zu schließen, schon einige Trekker drin geschlafen haben). Ich stelle schon jetzt fest, dass man sich hier immer wieder ein Stück weit überwinden muss.

 

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