Zwei Tage vor dem Seidenraupen-Cross 2019 haben wir noch eine wahre Erfolgsgeschichte für euch, die auch mit dem SRC zusammenhängt. Denn „Emra und Dabo“, das Film-Projekt, welches wir 2013 mit Geldern aus dem ersten SRC unterstützt haben, ist nun (wenn auch unter einem anderen Namen) in den Kinos erschienen und könnte ein riesiger Erfolg für den Macher hinter dem Film, Jan Weyl, werden.
Geht der Oscar nach Bockum?
Der Bockumer Jan Philipp Weyl steht vor einer großen Ehre: Er könnte am 9. Februar in Hollywood bei der Oscar-Verleihung die begehrte Trophäe in der Kategorie Interanational Feature Film gewinnen. Weyl hat am 14. September seinen Äthiopisch-deutschen Film „Running Against The Wind“ in die Kinos gebracht. Der Film wurden von Äthiopien für die 92. Academy Awards eingereicht. Die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen ist am 13. Januar. Ende Dezember siebt die Akademie zehn international produzierte Filmen aus, aus denen schließlich fünf nominiert werden.

Weyl, aufgewachsen auf der Kaiserstraße und Molkte-Abiturient, hat über zehn Jahre an dem Film, der als „Liebesbrief an Äthiopien“ bezeichnet wird, gearbeitet und ist für Drehbuch, Regie und Produktion verantwortlich. Dass es wahrlich Liebe ist, die Weyl mit dem afrikanischen Land verbindet, zeigt seine Vita: Schon zu Schulzeiten engagierte er sich für die Stiftung „Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe“, von der er als 18-Jähriger 2005 nach Äthiopien eingeladen wurde. In Ganda Abdi („Dorf der Hoffnung“) konnte er mit den vielen von ihm gesammelten Geldern im Laufe der Jahre eine Schule bauen. Weyl war gefesselt von dem Land – und blieb. Mal länger, mal kürzer, lernte die Sprache Amharisch und Land und Leute kennen – und schließlich reifte die Idee von einem Spielfilm. Der heute 32-Jährige schrieb ein Drehbuch, sammelte über Crowd-Funding Gelder (und lief deswegen auch den SRC 2013 mit), castete rund 4000 Menschen und drehte die ersten Szenen, um zwischendurch sich auch anderen Projekten zu widmen, unter anderem mit Max Herre und Clueso.

Nach der endgültigen Finanzierung, zahlreichen Weiter-Entwicklungen und dem Entschluss, nahezu 40 bereits fertiggestellte Minuten komplett neu zu drehen, ist jetzt Weyls Mammut-Projekt fertig, allein die Einreichung kommt einem Ritterschlag gleich. Denn es ist das erste Mal, dass dies mit Unterstützung des äthiopischen Ministeriums für Kultur und Tourismus geschieht, bisherige Einreichungen waren rein privater Natur. Gänsehaut!

Das verspricht auch der Film, der einst den Titel der beiden Hauptdarsteller „Emra und Dabo“ trug, die nun aber Solomon und Abdi heißen. Die Ursprungs-Geschichte ist gleichgeblieben: Die beiden Jungen wachsen gemeinsam auf, ehe sich ihre Wege trennen. Der eine geht in die Hauptstadt Addis Abeda mit dem Berufswunsch, Fotograf zu werden. Der andere wiederum wird zum Läufer. Tatsächlich schafft er zehn Jahre später den Sprung ins Profi-Läufer-Team von Haile Gebrselassie (der sich übrigens selber spielt). Auch für ihn geht es damit nach Addis, wo er sich auf die Suche nach seinem einstigen Freund macht. Eine Suche, bei der die Zuschauer in eine Welt eintauchen, die von der Frage nach wahrer Freundschaft, innerer Stärke und der Bedeutung des eigenen Schicksals bestimmt wird. „Die Leute lieben den Film. Ich habe in den vergangenen Jahren viel auf mich genommen, um ihn zu drehen, und es ist eine unglaubliche Ehre für mich, ins Rennen um eine Oscar-Nominierung geschickt zu werden. Mein größter Traum wäre es, mich für das Vertrauen Äthiopiens in meine Arbeit als Filmemacher mit einem Oscar bedanken zu können“, sagt Weyl.
Ob und wann der Film in Deutschland zu sehen sein wird, steht noch nicht fest.
(Dieser Artikel erschien in bockum life, Ausgabe September 2019)