Nepal – das ist das Dach der Welt, hier stehen die höchsten Berge unserer Erde. Lisa Hahn hat das Land kürzlich bereist und nimmt uns mit ihrem Reisebericht auf eine spannenden Ausflug mit. Insgesamt gibt es elf Teile, die immer mittwochs online gehen. Hier nun Teil vier.
Teil 4: Routine stellt sich ein
Die nächsten 2 Tage bleibe ich mit Glenn und den Jungs zusammen. Die Australier sind nur noch zu zweit, Stuart ist noch am ersten Tag umgekehrt und wird in Kathmandu auf seine Freunde warten. Eine Schweizerin, Chris, ist mit einem Guide und 3 Portern unterwegs – sie will zum Base Camp und dann noch auf den Gipfel des Island Peak (6.189 m). Und ein niederländisches Paar, Mitte/Ende 50, begegnet uns immer wieder. Noch ist alles grün und tagsüber in der Sonne ist es recht warm.
Dann, am Mittag meines dritten Tages, dem zweiten Tag mit meiner amerikanisch-britisch-deutschen Reisegruppe, beschließen die British Army boys zusammen mit Gabriel, weiter als für den Tag geplant zu gehen. Sie müssen einen ungeplanten Stopp in Lukla machen, um Geld zu tauschen, da sie zu wenig für den Rest der Tour dabei haben. Sie hoffen, dass sie diesen ungeplanten Stopp irgendwie rausholen können, indem sie die nächsten Tage schneller laufen. Glenn, der keine Eile hat, beschließt mit mir weiter zu gehen und so verabschieden wir uns von den anderen. Ihren Platz wird am nächsten Tag Ilan, aus Israel, mit seiner Gruppe von ca. 7 Leuten einnehmen. Sie sind bis Phaplu geflogen und stoßen erst jetzt auf den Trail dazu.
Langsam stellt sich eine gewisse Routine ein: Morgens um 6.15 Aufstehen, Wanderhose und Wanderschuhe anziehen (im Rest, einschließlich der Daunenjacke habe ich bereits geschlafen), Haare kämen und Zähne putzen, dann um 6.30 zum Frühstück. Es gibt Pfannkuchen oder Omeletts mit warmem Tee. Ich fülle meine Trinkblase auf und gehe zurück auf das Zimmer. Seidenschlafsack einrollen, Kulturtasche (und was sonst noch rumfliegt) einpacken, Trinkblase verstauen, Rucksack verschließen, Wanderstöcke in die Hand und los. Es ist ca. 7.00. Die nächsten 2 Stunden werden Glenn und ich einfach jeder in seinem Tempo, aber immer irgendwie in Sichtweite voneinander, laufen. Dann werden wir irgendwo in einem Teehaus in der Sonne Pause machen und Tee trinken. Dann weiter bis ca. 12.00 – Mittagessen. DAS Gericht in Nepal nennt sich Dhal Bhat. Linsensuppe, Gemüsecurry und Reis. Nepali schwören darauf und auch Glenn wiederholt Mantra-artig: „Dhal Bhat powers 24 hours“ oder „Powered by Dhal Bhat“. Nach Abschluss meiner Reise werde ich für mehrere Wochen nicht mehr an Reis denken können ohne direkt schon Verstopfungen zu bekommen…. Aber – das Zeug macht satt.
Nach dem Mittagessen, geht es dann in der Regel nochmal für 3 Stunden weiter, bevor das Tagesziel erreicht ist. Meistens ist Glenn vor mir da, sitzt vor der Hütte mit einem Tee für mich und drückt mir schon den Schlüssel für mein Kämmerchen für die Nacht in die Hand, das er für mich organisiert hat. Seit Glenn weiß, dass James jeden Abend ein paar Kräuter raucht (eine Notwendigkeit, wie er behauptet, wegen seiner Schlafapnoe), sind die zwei sehr gute Freunde geworden und Glenn hat abends keine Hüftschmerzen mehr…. Das Abendessen bestellen wir meistens für 17.30. Und danach ist Zapfenstreich. Ab 20.00 sind die einzigen Geräusche, die noch zu hören sind, das Schnarchen der anderen durch die Wände oder das Rascheln der Decken und Schlafsäcke beim Umdrehen.
Viel zu schnell kommt der Tag, an dem ich mich von meinen bisherigen Weggefährten verabschieden muss. Ich habe einen kurzen Tag vor mir. 2 Stunden bis Lukla, ca. 800 hm auf 2,5 km Strecke. Dort werde ich 2 Tage auf meinen Guide und meinen neuen Mitstreiter warten müssen. Alle anderen – Ilans Gruppe, die Schweizerin, die 2 Australier, das niederländische Paar und Glenn – werden Lukla bypassen und direkt weiter aufsteigen Richtung Namche Bazaar.
Bilder: Tag 6 – Aufstieg nach Lukla, Tag 6 – Start- und Landebahn Lukla Airport