Berliner Halbmarathon: Die inoffizielle Deutsche Meisterschaft


Bad Liebenzell kann einem schon leid tun: Wenn dort, am 23. April, die Deutsche Meisterschaft im Halbmarathon über die Bühne geht, werden die besten Deutschen auf dieser Distanz nicht am Start sein. Denn sie gehen alle schon am kommenden Sonntag in Berlin auf die Jagd.

Der ein oder andere wird dabei die Zeit von 63:45min verfolgen. Sie muss für einen Start bei der Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam vorgelegt werden. Dort findet erstmals auch ein Halbmarathon statt. 66:30min ist dagegen die Zeit, die es für die Vornominierung für die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro zu knacken gilt – wobei Arne Gabius (2:08:33h), Philipp Pflieger (2:12:50h) und Julian Flügel (2:13:57h) die deutsche Marathon-Olympia-Norm schon erfüllt haben, sie müssten nur noch die 66:30min als aktuellen Langstrecken-Nachweis laufen.

Für Arne Gabius dürfte weder die eine, noch die andere Zeit ein Problem darstellen, er befindet sich in der Form seines Lebens. Seine HM-PB liegt bei 62:09min, nun will er möglichst nahe an die magische Stundengrenze heran. Nachdem er gerade erst einen neuen deutschen Marathon-Rekord (2:08:33h) aufgestellt hat, trauen ihm einige zu, nun auch den Deutschen HM-Rekord (Carsten Eich, 60:32min, 1993 beim Berliner Halbmarathon) zu brechen. Beim Osterlauf in Paderborn zeigte er sich über die 10km zumindest in guter Form, 28:39min bedeuteten Platz zwei.

Die anderen deutschen Topläufer müssen sich zumindest für die EM-Quali schon strecken. Der für Düsseldorf startende André Pollmächer wartet mit einer PB von 62:47min auf, es folgen im Starterfeld Hendrik Pfeiffer (63:42 min) und Philipp Pflieger (63:51min), der jedoch angeschlagen ist. Steffen Uliczka (64:16min), Julian Flügel (64:17min) und Manuel Stockert (64:32min) schielen in Berlin ebenfalls nach Amsterdam. Sie machen diesen Berliner Halbmarathon also zur inoffiziellen deutschen Meisterschaft, auch wenn sie mit dem tatsächlichen Rennausgang nichts zu tun haben dürften.

Berliner Halbmarathon
Startschuss zum Berliner Halbmarathon mit dem Favoriten Wilson Kiprop (Bildmitte). Foto: Camera4/SCC

Die Favoriten kommen wie gehabt aus Afrika. Top-Favorit ist der ehemalige Halbmarathon-Weltmeister (2010) Wilson Kiprop (Kenia, 59:15min), auch wenn er seit zwei Jahren nicht mehr außerhalb von Kenia gestartet ist, gefolgt von seinen Landsleuten Jairus Chanchima (59:43min) und Richard Mengich (59:59min). Außernseiter-Chancen werden Manuel Kölker (Königreich Kölkanien, 1:22:41h) zugetraut.

Und Bad Liebenzell? Das Städtchen, rund 30 Kilometer von Karlsruhe entfernt, wird sich zwar Deutsche Meisterschaft nennen können, doch der Titel dürfte angesichts des deutschen Starterfelds in Berlin einer ohne Wert sein. Dabei verfügt der Ort über eine gewisse Tradition, 2007 und 2010 wurden hier die Deutschen Halbmarathon-Meister ermittelt, dazu 2004 und 2015 die Deutschen Meister über zehn Kilometer. Irgendwie kann er einem sogar fast leidtun. Der Leichtathletik-Kreis Calw und der Württembergische Leichtathletik-Verband hatten sich mit der Kurstadt kurzfristig beworben und erhielten vom DLV den Zuschlag. Warum dies in zeitlicher Nähe zu Berlin stattfindet, begründet der Verband so, dass er jedem Athleten die Möglichkeit geben möchte, an der Zehner-DM (11. September, Hamburg), der HM-DM und der Marathon-DM (30. Oktober, Frankfurt) teilzunehmen. Warum dann der Berliner HM nicht offizielle DM ist? Gute Frage…

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