
102 bzw. 202 Höhenmeter haben die Läufer am Sonntag beim Seidenraupen-Cross zu absolvieren – plus natürlich der 6,5 oder 16km. Ein Klacks für jeden Alpinisten, doch für den Niederrheiner schon ein kleiner Mammutmarsch. Spaß beiseite: Egal welchen der drei Gipfel man erklimmen möchte, sie alle sind zu schaffen und werden euch nicht überfordern. Wir stellen sie euch kurz noch einmal vor.
Hülser Berg
Der Hülser Berg, der nach zwei Kilometern erreicht wird und mit dem ersten knackigen Anstieg aufwartet, ist mit unglaublichen 63 Metern die höchste natürliche Erhebung in der Stadt. Wobei „natürlich“ auch ein wenig geflunkert ist: Er entstand während des Drenthe-Vorstoßes der Saale-Eiszeit vor ca. 150.000 Jahren. Das aufgeschichtete Geröll, welches die Gletscher von Skandinavien kommend vor und unter sich her- und mitschoben, blieb nach dem Abtauen in Form einer Stauchendmoräne zurück.
Funde von Feuersteinartefakten (Pfeilspitzen und Feuersteinabschläge) belegen, dass hier schon zwischen 8000 bis 5000 vor Christus Menschen lagerten, 1909 fand man Reste eines Keltenlagers .
Um den Berg ranken sich allerhand Sagen, die Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%BClser_Berg) glorreich auflistet. Weitere finden sich hier (https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-115816-20150227-4), wo es vornehmlich um die Entstehung der Eremitenquelle geht, an der der SRC ebenfalls vorbeiführt.
Direkt unterhalb der Quelle steht übrigens der Heinrich-Mertens-Gedenkstein. Der Stein erinnert, wie auch der gleichnamige Weg, an Heinrich Mertens, Volksschullehrer aus Hüls, Förderer des Jugendwanderns, und 1928 Mitbegründer des Vereins Linker Niederrhein (heute Verein Niederrhein).
Neben dem Johannesturm (29 Meter hoch, 163 Stufen) sind die Wildgehege eine beliebte Attraktion. Besonders die Wildschweine haben ihre Fans, aber auch im Rotwild (im südlichen Teil)- und Damwildgehege (westlich) gibt es immer etwas zu entdecken. Oben auf dem Berg werdet ihr an vielen Vertiefungen vorbeikommen, den sogenannte Tonkuhlen: Hier haben früher die Lehmstecher ihr Material gewonnen, was sie an die Hülser Pott- und Pannebäcker (Töpfer und Hersteller von Dachziegeln) weitergaben. Wikipedia weiß: Hüls war vom 17. bis 19. Jahrhundert eines der bedeutendsten Pottbäckerdörfer am linken Niederrhein. Übrigens: Der Hülser Berg liegt gar nicht in Hüls, sondern offiziell in Traar.
Kapuzinerberg
Mit 77 Meter wird seine Gipfelhöhe angegeben, andere Quellen sprechen von 74 Metern. Wie auch immer: Der Aufstieg erfolgt zunächst über einen schmalen, steilen Weg an der Nordost-Flanke, ehe es auf dem normalen Weg nach oben geht. Bis Mitte der 1970-er Jahre wurde hier Hausmüll deponiert. Später stellte man dann fest, dass sich dadurch Methangas bildete, der Kapuzinerberg war fortan für die Öffentlichkeit geschlossen. Auch das Grundwasser war in Mitleidenschaft gezogen worden, es wurde eine hohe Salzbelastung festgestellt.
Im August 2003 begannen die Sanierungsarbeiten, unterstützt vom Land. Am Gipfel wurde eine Gasdrainage gelegt, damit das Methan an den Rändern entweichen kann. Über die Drainage wurde eine Folie gelegt, um das Einsickern von Regen und die damit verbundene Auswaschung von Schadstoffen zu verhindern. On top kamen 80 Zentimeter Lehm, auf der sich die bis heute schon üppige Vegetation entwickeln kann. Die Wege wurden erneuert und über Rinnen kann das Wasser in den umgeleiteten Flöthbach fließen.
Wer übrigens das Gipfelkreuz vermisst: Im Januar ist dieses aus seiner Verankerung gebrochen, seitdem bemüht sich der Bürgerverein um ein neues. Zwei weitere Kreuze schmücken den Berg allerdings an verschiedenen Stellen trotzdem.
Inrather Berg
Während der Kapuzinerberg auf seinem Gipfel keine Bäume hat, ist der benachbarte Inrather Berg bis oben hin bewaldet. Seine 87 Meter sind das Ergebnis einer ehemaligen Bauschuttdeponie, darunter auch Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg, der hier und da auch noch am Rande des sich um den Berg windenden Weges aus dem Boden lugt. „Monte Klamotte“ nennen ihn deswegen die Krefelder liebevoll. Wer morgens früh schon unterwegs ist, kann hier, bei den Serpentinen, ebenfalls einen Greifvogel ausmachen, der aber längst nicht so aggressiv wie der am Hülser Berg ist.
Am Fuße des Inrather Berges ist übrigens ein (eingezäunter) Schießstand, dessen Ursprung auf die Husaren zurückgeht, die zwischen 1906 und 1914 in Krefeld stationiert waren. Auch die Nazis nutzen den 400 Meter langen Schießstand, wohl auch, um hier Hinrichtungen zu begehen, wie die WZ mit Berufung auf Aurel Billstein schreibt. 2012 wollte ein windiger Geschäftsmann die Anlage in einen Outdoor-Spielplatz für Erwachsene verwandeln – ohne jedoch auch die nötigen Genehmigungen dafür zu besitzen. Mit ein Grund für die Umzäunung sind Munitions- und Sprengstoffreste, die man auf dem Areal vermutet.
Ebenso spannend ist die Mountainbike-Donwhill-Strecke, die hier liebevoll angelegt worden ist (leider aber immer wieder zerstört wird).
Wie die Berge zehnfach überhöht aussehen, ist auf dem Foto oben gut zu erkennen. Die Hochschule Niederrhein ist aktuell dabei, ein 3D-Modell der Stadt zu erstellen (mehr dazu: https://www.hs-niederrhein.de/elektrotechnik-informatik/personen/goebbels/praxisphase/), daher die Grafik.