Nepal – dort ist das Dach der Welt, hier stehen die höchsten Berge unserer Erde. Seidenraupe Lisa Hahn hat das Land kürzlich bereist und nimmt uns mit ihrem Reisebericht auf eine spannenden Ausflug mit. Insgesamt gibt es elf Teile, die immer mittwochs online gehen. Hier nun Teil neun.
Teil 9: Zu Ende machen oder abbrechen?

Auf dem Kala Patthar dann, am nächsten Morgen zwischen 4.30 und 7.00, kommt der Punkt an dem ich mich sehr ernsthaft frage, ob ich das Ganze hier zu Ende machen kann (und will) oder abbrechen und umkehren möchte. Beim Frühstück in der Lodge, von der wir morgens zum Gipfel aufgebrochen sind (unsere Sachen hatten wir da gelassen, da wir an der Lodge vorbei zurück und dann weiterziehen würden), heule ich dann für fast eine ganze Stunde. Ongcchu und Ruan schauen mir traurig dabei zu.

Ich spreche mit Ongcchu. Geplant sind noch 6 weitere Tage, darunter 2 Passtage und Gokyo Ri, also noch 3 Mal rauf auf über 5.200 m. Es gibt die Möglichkeit, dass ich ab Lobuche, 2 Stunden Abstieg von hier, mit dem Porter zurück nach Namche gehe. Ruan und Ongcchu würden dann mit Jacinda und Ongcchus Bruder von da in die entgegengesetzte Richtung weitergehen und die Tour wie geplant beenden. In den folgenden 2 Stunden nach Lobuche spielt sich in meinem Kopf alles ab….

Mit dem Ergebnis, dass ich dann doch lieber noch 6 weitere Tage die Zähne zusammen beißen möchte, als mich mein restliches Leben lang zu ärgern, dass ich es nicht versucht habe. Ich ziehe das jetzt durch!

Ruan füttert mich von nun an mit noch mehr Süßigkeiten (wieviel zusätzliche Kilo schleppt der Junge bloß mit sich rum seit Namche?!), es geht wieder bergauf mit der Stimmung. Der Aufstieg zum Cho La Pass am nächsten Tag läuft wie am Schnürchen. Ich vorne weg, hinter mir irgendwo Ruan, zum Schluss Jacinda. Für sie ist es der erste Pass. Ich hab richtig Spaß! Die Strecke ist abwechslungsreich, es sind kaum noch andere Trekker um uns herum, die Sonne scheint….

Während der Pause auf dem Pass essen wir unser mitgebrachtes Mittagessen. Und Süßigkeiten. Danach geht es dann bergab. Wir übernachten in Dragnag, 4.700 m. Sauerstoffsättigung wieder bei 86%, Herzfrequenz 95. Sogar ein bisschen Appetit kommt beim Abendessen zurück.