
So richtig wusste ich ja nicht, auf was ich mich beim Sint Pieters-Bear-Trail einlasse, aber rückblickend auf das Rennen am Sonntag kann ich sagen, dass sich die weite Anfahrt (immerhin bis hinter Maastricht) gelohnt hat – auch wenn ich mit einem dicken Knöchel und einigen, daraus folgenden, trainingsfreien Tagen zurückgekehrt bin.
Am Ende war ich 3:11:09 unterwegs, was Platz 49 bedeutet. Da wäre ohne Verletzung mehr drin gewesen, wenn vielleicht auch nicht der Sieg, der in 2:20:48h eingefahren wurde. Uff…
750 Höhenmeter in den Niederlanden und Belgien? Das muss erst einmal geschafft werden. Und auch wenn die Region bei Maastricht auf einem Hochplateau mit der natürlichen Spitze von 107 Metern liegt, irgendwann wurde künstlich auf 170 Metern aufgeschüttet, alpin würde es nicht werden.
Doch schon die ersten Meter auf dem sagenumwobenen Sint-Pietersberg machten deutlich, dass es bei dem Lauf die wenigen Hügel immer wieder rauf und wenig später auch wieder heruntergehen würde. Das war zunächst knackig, weil es keinerlei lockeren Aufgalopp gab. Also direkt rein ins Getümmel und hoch. Gestartet wurde nicht in Blöcken, und auch nicht getrennt voneinander, was die Distanzen (19 und 32 km) anging. Das hatte zur Folge, dass einige losgepest sind, wie von der Tarantel gestochen. Piano, Piano, dachte ich mir, immerhin liegen noch ein paar Meter vor dir. Dabei waren die ersten Kurven und Stufen echt gut zu laufen, das Wetter spielte mit und auch so machte es richtig viel Spaß, mal wieder im Gelände unterwegs zu sein.
Nach einigen Kilometer hatten wir die erste Wald-Passage hinter uns, es ging nun hoch in ein Weingebiet, auf den Löwenberg. Bis hier hin wusste ich nicht, dass es so etwas in dieser Region überhaupt gibt. Weiter ging es durch den Cannerbosch, oberhalb des Schlosses Neercanne (Nieder-Kanne) entlang, und dann leider einige Kilometer auf Asphalt am Ufer des Albert-Kanals (unter dem übrigens das Flüsschen Jenker hindurch geleitet wird). Hier trennten sich übrigens die 19er und 32er-Läufer. Plötzlich war man sehr alleine, weil nicht sehr viele über die volle Distanz liefen.
Zunächst sollte ich das bereuen, denn so richtig spannend waren die KM 9, 10 und 11 nicht – ehe es dann auf das Fort Eben-Emael ging: Wow. Man lief nun auf der alten Fortanlage, an alten Geschütztürmen und Kasematten vorbei, was schon eindrucksvoll daher kam, vor allem, wenn man sich der Geschichte hergibt: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Fort_Eben-Emael.
Danach folgten allerdings wieder einige unspektakuläre, flache Kilometer, ehe es auf den Tiendeberg in Kanne ging, vorbei am Denkmal für den Australier Samuel Norcross, der hier am 19. August 1941 mit seinem Whitley-Bomber abstürzte. Norcorss wollte, so haben meine Recherchen ergeben, Köln bombardieren, erhielt aber schon vor dem Erreichen des Ziels einen Treffer. Er schaffte es noch, seine Bomben auf Aachen abzuwerfen, wurde dann aber ein zweites Mal getroffen, was er schließlich mit dem Leben bezahlte. Seit 1999 gedenkt man seiner in einer jährlichen Zeremonie an der Absturzstelle. Über Serpentinen zog sich der Weg zurück nach Kanne, diesmal Opkanne, über den Kanal und nun wieder ins Gelände.
Bedenkt man, dass die 19er da erst 9KM drauf hatten, die 32er aber schon 22 – puh. Denn es folgten nun rasante Anstiege und ebenso rasante Abfahrten auf sehr schmalen Wegen, die noch schmaler werden, wenn einem auf einmal drei schwere Rösser entgegen kommen. Brrrrr! Die Alternative in dem Moment: Brennesseln. Geilo!
Wenig später sollte es mich dann treffen: Bei einer extremen Downhill-Passage beim KM25 rutschte ich auf einem Stein aus, der rechte Fuß stand zeitweise im rechten Winkel zum Bein und ich dachte schon: „Das war es“. Dabei hatte ich gerade richtig Fahrt aufgenommen und das realistische Ziel, unter 3h zu bleiben, gefasst. Daran war nun nicht mehr zu denken, humpeln war angesagt.
Die Kletterpartie hinauf zum höchsten Punkt des Rennens, zum Teil auf allen Vieren, war genauso schmerzhaft wie der Weg hinab zum Ziel – PUSTEKUCHEN: Am Ziel vorbei. Denn hier waren erst 29km erreicht, die letzten drei galt es, im Steinbruch zu absolvieren. Eigentlich eine geile Idee in einer wahnsinnigen Kulisse – wenn da nicht der tennisballgroße Knöchel gewesen wäre. So machten die letzten Kilometer nur noch wenig Spaß, ändern aber nichts an meiner Meinung, einen tollen Lauf entdeckt zu haben.
Weitere Fotos gibt es hier: https://www.oypo.nl/94DC08D666C73BD8.